Arbeit und Purpose?! – Mein Impuls für ein Agentur-Netzwerk

Praxis-Einblicke: Wann Arbeit wirklich begeistert


Purpose kann viel. Das behaupten zahlreiche Veröffentlichungen zum Thema. Auch eine höhere Mitarbeitermotivation wird mit dem Erkennen des „wahren Unternehmenszwecks“ in Verbindung gebracht. Zu recht? Dies klärt ein Blick in die Unternehmen.

Arbeitsmotivation ist komplex. Die Praxis zeigt dies. Als freie Organisationsberaterin arbeite ich mit Mitarbeitern und Entscheidern aus unterschiedlichen Betrieben zusammen. Schwerpunktthemen sind meist Arbeitszufriedenheit und -leistungsfähigkeit. Hier wird häufig deutlich, dass ein ganzes Potpourri von Rahmenbedingungen die Arbeitsmotivation beeinflusst, angefangen von der Arbeitsaufgabe selbst über die internen Prozesse bis zum Führungsstil.

Die gute Nachricht ist: Arbeit – an sich – hat schon etwas Motivierendes. Neben dem reinen Gelderwerb bietet Arbeit vieles, was guttut. Dazu zählen die Strukturierung des Tages, soziale Kontakte und die Möglichkeit, sich aktiv an der Gesellschaft zu beteiligen. Bewältigt man Arbeitsaufgaben erfolgreich, stärkt dies die eigene Selbstwirksamkeit. Das motiviert. Einer Arbeit nachzugehen ist daher prinzipiell besser als ohne Arbeit dazustehen. Arbeitssuchende, Langzeiterkrankte und manch frischer Rentner können davon berichten.

Die Arbeitsmotivation kann weiter steigen, wenn die Arbeitsinhalte dazu noch sinnhaft sind. Sozialarbeiter*innen setzen sich für mehr Gerechtigkeit ein, Lehrer*innen für bessere Bildungschancen oder Pflegekräfte für mehr Gesundheit. Im sozialen Bereich entscheidet sich die Mehrheit der Mitarbeiter*innen für ihren Job, weil dieser hohe Sinnhaftigkeit aufweist. Aber selbst in Profitunternehmen suchen mehr und mehr Mitarbeiter*innen nach dem höheren Sinn ihres Tuns. Ein Softwareunternehmen im Rhein-Main-Gebiet zeigt dies. Das Start-up gewinnt Mitarbeiter*innen, weil sein Produkt, eine Bestellsoftware für Handelsketten, die Verschwendung von Lebensmitteln vermeidet. Das spricht viele Bewerber*innen an. So manch eine Nachwuchskraft hat sich in der Vergangenheit für das IT-Start-up anstelle der etablierten Konzerne entschieden.

Die täglichen Erfahrungen im Unternehmen zählen!

Doch reicht die reine Tätigkeit oder der Zweck des Unternehmens auch langfristig aus, um Arbeitsmotivation zu erhalten? Nein! Die Einblicke in die Unternehmen zeigen mir immer wieder, dass die täglichen Erfahrungen, die die Mitarbeiter*innen im Betrieb machen, entscheidend sind. Schon die Erlebnisse beim Einstieg ins Unternehmen sind prägend. Schließlich motiviert, wie die tägliche Zusammenarbeit mit Kolleg*innen und Führungskräften gestaltet ist oder welche Entwicklungschancen das Unternehmen bietet. Jede Managemententscheidung wird kritisch beäugt: Ist diese logisch, fair und transparent getroffen? Gefährlich wird es, wenn Außendarstellung und Tun des Unternehmens nicht zueinander passen. Negative Auswirkungen auf die Arbeitsbereitschaft oder gar auf die Gesundheit der Beschäftigten sind dann schon fast garantiert.

Dabei ist es gar nicht so schwer. Es hilft eine einfache Logik. Mitarbeiter*innen bewerten fortlaufend das, was sie einbringen, mit dem, was sie vom Unternehmen erhalten. Neben dem reinen Lohn gehen auch andere Benefits wie Entwicklungschancen im Betrieb sowie Wertschätzung oder Anerkennung in die Wertung mit ein. Wenn der persönliche Einsatz mit dem übereinstimmt, was der Mitarbeiter*innen vom Unternehmen erhält, steht es gut um die Arbeitszufriedenheit.

Wahre Begeisterung steckt an!

Und je positiver die Bewertung für das Unternehmen ausfällt, desto begeisterter sind die Beschäftigen. Das hat weitreichende Effekte für den Betrieb. Ein Institut, für das ich tätig bin, macht es genau richtig: Mit seinen fest angestellten Mitarbeiter*innen geht es fair um. Aber mit den freiberuflichen auch! Was bei der Konkurrenz nicht üblich ist, gehört hier längst zum Standard: Bezahlung von Rechnungen innerhalb von 48 Stunden, langfristige Planbarkeit der Arbeitseinsätze, ehrliches Feedback und die Möglichkeit, kostenfrei an Fortbildungen teilzunehmen, motivieren ungemein. Wie die Freiberufler*innen darauf reagieren? Mit höchster Loyalität („für die anderen arbeite ich nicht“), authentischen positiven Berichten („die sind wirklich gut“) und konkreten Empfehlungen („geh zu denen“). Auch ich habe schon reichlich Positives über dieses Unternehmen in meinem Umfeld erzählt und eine Vielzahl neuer Mitarbeiter*innen für dieses Unternehmen angeworben. Weil ich von der Organisation begeistert bin. Weil sie viel Gutes machen. Und weil sie es auch so meinen!

Ich freue mich, wenn Unternehmen ihren Purpose und Unternehmenszweck entdecken. So richtig erfolgsversprechend wird es, wenn dabei die internen Prozesse neu überdacht werden. Mitarbeiter*innen, Kooperationspartner*innen und Kunden müssen mitgenommen werden. Nicht nur über Purpose reden, sondern ins Machen kommen. Und das authentisch und ehrlich. Das garantiert Motivation bei den Beschäftigten und positive Effekte für das gesamte Unternehmen!

Mein Vortrag zum Thema fand am 14.10.2019 statt.